Die Unterbrechung des Gedankens im Dialog
Theorie und Praxis · 04-03-2021
Angesichts der Corona-Krise ist die Klimakrise temporär aus dem Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Was die beiden Herausforderungen gemeinsam haben: Sie zwingen uns, in größeren Zusammenhängen zu denken, nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten. Batesons »Steps to an Ecology of Mind« ist eines der Bücher, die im Kontext der Ökologie-Diskussionen wieder aus den Regalen hervorgeholt wurden. Im ersten Teil überrascht es durch eine unübliche Form: Metaloge, d.h. »Konversationen...

Beratung · 28-08-2020
Auf den ersten Blick ist da wenig mehr als eine grauschwarze Fläche, die beinahe das gesamte Format einnimmt. Beim näheren Hinsehen beginnt die Fläche zu pulsieren, wird zum Körper im Raum. Sie besteht aus unterschiedlich ausgerichteten Schattierungen, unzähligen konzentriert gesetzten Bleistiftstrichen. Aufgrund der wechselnden Dichte des Auftrags ergeben sich unzählige Varianten von durchscheinender Dunkelheit. Die Fläche gestaltet sich aus zu Wölbungen und Senkungen. Sie reflektiert...

Sprache · 29-03-2020
»Habt ihr mich verstanden?« ist nicht nur eine Einladung zur Kommunikationsklärung. Viel öfter ist es eine Aufforderung oder sogar ein Befehl. Darauf weist Rancière in seinem Buch »Das Unvernehmen« hin, und mir kommen sofort viele Bildungssituationen in den Sinn, in denen die Formulierung eines Auftrags mit der Frage »Ist das (soweit) klar?« endet. Nun ist ein Auftrag in einem Bildungssetting in der Regel kein Befehl, dessen Nichtbefolgung dramatische Folgen hat. Dennoch ist nicht von...

Bildung · 18-03-2020
Lernen erfordert soziale Interaktion - was bedeutet das für die Digitalisierung von Lernmedien? Ein Kommentar zu einem Zeitungsartikel.

Beratung · 01-03-2020
Eine Freundin hat mir aus Mittelitalien geschrieben, wie auffällig unterschiedlich die Kirchen, die sie sich angesehen hat, von innen und von außen wirken. Ich erinnere mich, das auch schon oft gedacht zu haben. Ich entscheide meist sehr schnell, ob ich ein Gebäude mag und es mir entsprechend länger ansehe oder nicht. Oft gefallen mir solche, die wenig dekoriert sind, in denen vor allem die Statik den visuellen Eindruck bestimmt. Eher selten sind die Innenräume von Kirchen so, dass ich...

Theorie und Praxis · 15-02-2020
Bourdieu klingt immer ein bisschen so, als sei er mit dem falschen Fuß aus dem Bett gestiegen – auch in seinen Texten zur Bildung. Mir wäre lieber, er würde seine schlechte Laune etwas weniger konsequent zum Stilmittel machen, aber die Lektüre finde ich dennoch anregend. Die Texte beschäftigen sich u. a. mit der Frage, warum das Bildungssystem noch immer nicht wirklich zur Chancengleichheit beiträgt. Sehr vereinfacht lautet sein Befund: Die weiterführenden Bildungsangebote setzen...

Theorie und Praxis · 01-02-2019
Wir können uns entscheiden, nicht ängstlich zu sein. Und wir haben immer, in jeder Situation, die uns Zwängen unterwirft, die Möglichkeit, mindestens in Gedanken einen Schritt zurückzutreten und hinzuschauen oder hinzuhören. Solche Aussagen sind absturzgefährdet. Sie können ins Esoterische abstürzen oder ins Triviale. Sie riskieren mit einer Naivität zu kokettieren, die nicht mehr leistet als eine Notschicht Make-up. Sie können wirken wie ein hilfloser Appell an die Wiederherstellung...

Bei der Planung eines Workshops zu eben diesem Thema Empowerment im DaZ (Deutsch als Zweitsprache), habe ich einmal mehr realisiert, wie anspruchsvoll es ist, mit dem Paradox einer Sprachförderung umzugehen, die in weiten Teilen jene Gruppe der »unwillkommenen« Migrantinnen und Migranten betrifft, die aktuell wieder für so heiße Köpfe sorgen. (Dass die Arbeitsbedingungen und die Entlöhnung für diese anspruchsvolle Aufgabe in der Regel nicht nur nicht angemessen, sondern beschämend...

Sprache · 01-09-2018
Die Übersetzung sei die logische Sprache des Dialogs, schreibt François Jullien in seinem Buch Es gibt keine kulturelle Identität. Er bezieht die Aussage auf den Dialog der Kulturen, der seiner Auffassung nach nicht in einer irgendwie gearteten gemeinsamen Sprache stattfinden kann, sondern nur im »Zwischen«, wie er es nennt, der Übersetzung. Ich glaube, die Aussage ist eine interessante Brille, um auch auf andere Arten von (professionellen) Dialogen und Kommunikationsformen zu schauen....

Gesprächsführung · 07-08-2018
Im Film »Twenty Cigarettes« von James Benning passiert auf den ersten Blick rein gar nichts. Die zwanzig Zigaretten sind wörtlich zu nehmen: Das Rauchen von je einer Zigarette durch zwanzig verschiedene Personen ist die einzige Handlung. Ich sitze also im Kino und habe während ca. 90 Minuten zwanzig Gegenüber mit einer Zigarette, die wissen, dass sie für eine Zigarettenlänge Protagonisten des Films sind. Sie werden vom Regisseur vor einen jeweils für sie ausgesuchten Hintergrund gesetzt...

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